Emotionale Entwicklung

Die vier körperlichen Zustände

Nachfolgend werden die vier körperlichen (emotionalen) Grundzustände beschrieben. Diese Beschreibungen entsprechen dem, was ich über Jahre durch tägliche Beobachtung bei meinen Patienten und mir selbst erspüren konnte. Wenn Sie in sich selbst hineinspüren wollen, um die nachfolgenden Beschreibungen nachzuvollziehen, so achten Sie bitte auf die entscheidenden spürbaren Besandteile ihres Körpers; Muskeln, Atmung und Herzschlag. Der Zustand unserer Muskeln ist der wichtigste und auch spürbarste Aspekt des gesamtkörperlichen Zustandes, gefolgt von der Atmung und dem Herzschlag. Die Muskulatur bildet die spürbare Grundlage auch unserer Mimik, unseres Bauchgefühls bzw. der Verdauung und auch unserer Körperhaltung. Achten Sie darauf, wie angespannt/entspannt (Muskeln) sie sind, wie ruhig/unruhig (Herzschlag und Atmung) Sie sind, wie eng oder weit ihre Wahrnehmung ist, wie flach/tief ihre Atmung ist und wie aufgerichtet/verengt ihre Körperhaltung ist.


Das Körperzustandsprofil der Freude bei maximaler Ausformung:

Tiefe und leichte Atmung, muskuläre Entspanntheit und dadurch gute Beweglichkeit, aufrechte, zugewandte Körperhaltung, große Offenheit aller Sinne und dadurch sehr gute Informationsverarbeitung und erhöhtes Vorstellungsvermögen. Wir fühlen uns leicht, weit, offen und körperlich sowie gedanklich höchst beweglich.


Das Körperzustandsprofil der Traurigkeit bei maximaler Ausformung:

Die Muskeln erschlaffen und wir empfinden im ganzen Körper eine Schwere. Die Atmung erscheint uns schwerer, und sie wird aber auch tiefer und stärker, so wie auch das Herz stärker zu schlagen scheint und sich schwerer anfühlt. Wir fühlen uns weich, empfindlich und nach unten gezogen. Wir werden geerdet. Es tritt eine Verlangsamung ein, so dass wir auch im Denken bedächtiger werden. Das Denkvermögen ist nicht gemindert oder eingeengt, und es werden leichter ‒ aber nicht zwangsläufig ‒ Bilder und Gedanken aktiviert, die im Zusammenhang mit nahen Menschen stehen.

Das Körperzustandsprofil der Wut bei maximaler Ausformung:

Der gesamte Körper wird aktiviert, richtet sich auf und wird groß. Dafür werden viele Muskeln angespannt. Die Atem- und die Herzfrequenz steigen an. Meist vom Bauch ausgehend steigt die Wut bis zum Hals hinauf und stellt durch die Anspannung eine außerordentliche Kraft zur Verfügung, die das Denken fokussiert aber auch einschränkt, extremisiert (Übertreibung und Verallgemeinerung) und dichotomisiert (Schwarz-Weiß-Denken).


Das Körperzustandsprofil der Angst bei maximaler Ausformung:

Die körperliche Anspannung ist ‒ im Unterschied zur Wut ‒ ein Erstarren und Sich-Zusammenziehen. Sie macht nicht groß, sondern klein und eng . Alles zieht sich zusammen, und wir fühlen uns wie gelähmt oder erstarrt und beginnen evtl. sogar zu zittern. Das Zusammenziehen bewirkt eine Verengung, so dass die Atmung verflacht und auch ein flaues Gefühl in der Magengegend entstehen kann. Da auch die Verdauungstätigkeit auf Muskeln beruht wird auch die Verdauung beeinträchtigt. Der Herzschlag beschleunigt sich. Wir bekommen weiche Knie. Das Blut wird aus der Peripherie entzogen und auf die Funktion der lebenswichtigen Organe konzentriert, wodurch kalte Hände, Kribbeln in den Gliedmaßen und auch Schwindel entstehen können. Die Wahrnehmung wird eingeengt und das Denken wird erschwert. Es besteht eine erhöhte Sensibilität und Fühligkeit, so dass die Achtsamkeit und Vorsicht immens erhöht ist. Es wird mehr Bedrohliches wahrgenommen bzw. alle Informationen werden ins Bedrohliche hinein interpretiert. Durch den körperlichen Zustand und dessen Spürbarkeit werden diese unsachlichen Interpretationen jedoch als wahr interpretiert. Ganz nach dem Motto: „Wenn man etwas spürt, da muss es ja wahr sein.“ Leider werden die Begriffe „Instinkt“, „Intuition“ und „Bauchgefühl“ und deren Implikationen als eigene Wahrheiten gesellschaftlich verherrlicht, so dass der eigenen Wahrnehmung nicht misstraut wird. Die Wahrnehmungsbeeinflussung durch Angst ist erheblich, wie auch die Beeinflussung der Denkverläufe durch die Angst. Siehe dazu mein Buch…